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AUD-JPY Flash Crash - Lehren fürs EA-Trading

AUD-JPY Flash Crash am Morgen des 3. Januar 2019

In den frühen Morgenstunden des 3. Januars 2019 kam es binnen Sekunden zu krassen Kursausschlägen in Währungspaaren, die den Australischen Dollar (AUD) und den Japanischen Yen (JPY) beinhalteten. Weltwirtschaftliche Hiobsbotschaften (Chinesische Fabrikproduktion), traurige Unternehmensausblicke (Apple), zu rettende Banken (Banca Carige) und weltpolitische, ego-getriebene Sperenzchen (USA vs. China/Nord Korea) trafen auf dünne Liquidität, was einen lawinenhaften Ausverkauf, auch “Flash-Crash” genannt, in AUD-JPY (teilweise -7% binnen Sekunden!), mit entsprechend korrelierten Auswirkungen auf andere wichtige Währungspaare wie AUDUSD und USDJPY verursachte.

Wer den Aussie short oder den Yen long war, konnte schon zwei Tage nach dem Knallen der Neujahrskorken die nächste Champagnerflasche aus dem Kühlfach holen (oder frischen O-Saft aus Bio-Flug-Orangen pressen - für uns Abstinenzler). Was aber, wer - wie ich und einer meiner Trading-Spezls - in Gegenrichtung positioniert war?

EA-Portfolio vs. manuellem Trading

Wegen diverser Longs im AUD und einiger Shorts im JPY kam mein eigenes ProdiveLiquidityDaily EA-Portfolio mächtig unter Druck. Zeitweise belief sich der Equity-Rückgang im Vergleich zum Kontostand bei 49%, so viel wie nie zuvor. Das war zwar viel und tat weh, aber das Konto hat gehalten. Alle Positionen konnten offen gehalten werden, wodurch es sich wieder vom Allerschlimmsten erholen konnte. Zwar werde ich einige Verlustdeals realisieren müssen, verbleibe aber unterm Strich noch deutlich im positiven Bereich.

Mein Konto ist also

  1. heil geblieben,

  2. war keinerlei Zwangsschließungen unterzogen und

  3. es verbleibt unterm Strich noch immer ein Gewinn im bisherigen, 15 Monate alten EA-Portfolio-Trading-Ansatz übrig.

Das Risiko über insgesamt 17 Währungspaare zu verteilen und jede einzelne Position mit einem Hebel von kleiner als 1 zu handeln, hat sich also ausgezahlt.

Anders bei einem meiner Trading-Spezl. Er war USDJPY long, manuell, ohne System und ohne Expert Advisor. Und zwar nicht nur ein bisschen, sondern insgesamt 22-fach gehebelt. Der Kurs des US-Dollars in Yen fiel zeitweise um knapp 5% - jetzt können Sie sich schon denken, was mit dem Konto geschehen ist. Richtig: 22 x 5 ergibt mehr als 100, also wurde das Konto geplättet, der allseits gefürchtete Totalverlust war ganz plötzlich Realität.

Der einzige Wehrmuts-Tropfen ist, dass mein Spezl vor ein paar Monaten aufgrund von hohen Gewinnen im ersten Halbjahr sein ursprünglich eingesetztes Kapital abgezogen hatte und folgerichtig nur noch mit den Profiten spekulierte. Somit ist im Großen und Ganzen zumindest nichts verloren.

Sein Konto ist also leider

  1. leer getradet,

  2. wurde zwangsliquidiert und

  3. erleidet einen Totalverlust (wobei er glücklicherweise durch sein mutiges Kontokapitalmanagement “nur” vorher erzielte Gewinne verlor).

Was wir aus dem AUD-JPY Flash Crash lernen

  1. Wer gerne mit hohen Hebeln arbeitet, sollte sich selbst zumindest in der Form managen, das eingesetzte Kapital schnellstmöglich vom Konto abzuziehen, um “nur” Gewinne zu verlieren, möglichst nicht aber sein Kapital. Klar, das Spiel kann auch beim ersten Mal gleich schief laufen, daher ist bei einem solchen Trading-Ansatz nur der Teil des eigenen Geldes einzusetzen, auf den man absolut schmerzfrei verzichten kann. Ganz wichtig!

  2. Auch für niedriger gewählte Hebel sollte ein Kapitalmanagement-Mechanismus angewendet werden, durch den regelmäßig ein gewisser Prozentsatz des Trading-Kapitals abgezogen und somit gesichert wird. Siehe dazu auch unseren Blog-Artikel Wie man Trading zu Einkommen macht vom 24.11.2017.

  3. Wir selbst haben sofort unser Portfolio-Management (in unseren Signal-Konten ProvideLiquidityDaily, Select7D und ArrayTrading) weiter verbessert. Es ist nun noch konservativer. Die Zeit, die zwischen zwei Short- bzw. Long-Dealeröffnungen in der gleichen Währung liegen darf, unterliegt einem gewissen Minimum und wird von Position zu Position verlängert. Beispiel: USDJPY-long, also Yen short, am 2.1. um 6 Uhr, der nächste JPY-short (z.B. USDJPY long, CADJPY long oder AUDJPY long) darf erst frühestens um 18 Uhr geschehen; für den dritten JPY-short müssen statt 12 schon mindestens 24 Stunden vergangen sein. Das gibt weiteren Puffer für starke Bewegungen entgegen unserer Positionierung.

  4. Es ist vorteilhaft, ein Portfolio aus erfolgreichen EAs über ein Portfolio von Währungspaaren zu streuen. Man ist zwar nicht vor Verlusten schlechthin gefeit, der Diversifizierungseffekt hält diese aber im Rahmen des verträglichen.

  5. Unser Forex-Portfolio sollte Schocks von 10-15% pro Währung vertragen können, ohne dass einerseits ein gewünschter maximaler Drawdown überschritten wird und ohne dass andererseits das Equity unter die Close-Out-Schwelle Ihres Brokers rutscht. Vor jeder Deal-Eröffnung muss dies überprüft und ein Handelssignal bei Nichteinhalten dieser Bedingung verworfen werden.

Mit diesen Vorkehrungen werden wir mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit weder zu hohe Risiken in Form von über-hebelten Deals eingehen noch zu große Gesamtpositionen aufbauen. Das hält uns diszipliniert, so dass wir zwar eventuell schmälere Renditen akzeptieren müssen, aber nicht mehr den Gefahren unserer eigenen Gier ausgesetzt sind.

In der Hoffnung, dass Sie vom AUD-JPY-Flash Crash unberührt blieben oder gar profitieren konnten
Cristof Ensslin von mindful FX, Ihr EA-Programmierer

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