Der Expert Advisor: ein Wunderwerkzeug?
Stellen Sie sich vor: ein Geldautomat in Ihrer Nähe gibt Ihnen Zaster aus, wann und wie viel auch immer Sie wollen - ohne, dass Sie dafür arbeiten müssen und ohne, dass dadurch Ihr Kontostand sinkt…
In diesem Zusammenhang erreichen mich immer wieder verschiedene Formulierungen ein und derselben Frage:
Da dies ein ein Thema ist, das sicherlich vielen unter den Nägeln brennt, schreibe ich diese Zeilen.
Wer besser nicht Traden sollte
Trading sollten Sie nur dann, wenn Sie sich intensiv damit auseinander setzen. Wenn Sie nur 30 Minuten am Tag haben, um Ihre Strategie zu überdenken, würde ich vom Intraday-Trading generell abraten. Das gilt auch für den Einsatz von Expert Advisors (EAs) und liegt einfach daran, dass man den EA dann tendenziell aus der falschen Motivation heraus nutzt. Man sieht ihn als Wunderwerkzeug, mit dem man schnell und einfach Gewinn machen kann. Das geht aber leider nicht so einfach.
Erfolgreicher EA-Handel setzt voraus, dass man eine Zeit-intensive Entwicklungs-Phase durchläuft, in der man sich seine Strategie entwickelt (gerne mit Hilfe eines oder mehrerer EAs), die für einen selbst passt - in Hinsicht von Risikoverträglichkeit, Renditeerwartung und andere Tradingvorlieben. Jeder erfolgreiche Trader wird Ihnen bestätigen, dass dies ein iterativer Prozess ist: also Runde für Runde wird entwickelt, getestet, erprobt, analysiert.
Nach Absolvierung einer solchen Phase erlaubt ein Trading-Robot-Einsatz sicherlich, dass nur 30 Minuten täglich zur Überwachung sowie Auswertung von Deals und Marktphase ausreicht. Es müssen dann aber immer wieder intensive Phasen folgen, um Erkenntnisse zu Verbesserungs-Ideen werden zu lassen und um diese Ideen dann wieder einer strikten Runde von Entwicklung, Tests, Erprobung und Analyse zu unterziehen.
Generell gilt: je mehr Zeit Sie investieren, desto bessere Resultate werden Sie erhalten.
Trading (ob mit oder ohne EA) ist somit eine Fertigkeiten wie jede andere. Wer einmal Schwimmen gelernt hat, weiß das. Am Anfang ist man froh, wenn man nicht untergeht. Man nutzt Schwimmflügel, aufblasbare Ringe oder andere Hilfsmittel - Demokonten im Trading - um risikofrei zu lernen. Dann kann man sich irgendwann auf ohne Luftpolster ins Wasser wagen, aber nur ins Flache! Das wären im Trading Minikonten oder normale Konten mit sehr kleinen Einsätzen, deren Verlust nicht weh tun kann. Dann geht's irgendwann ins tiefe Becken - also Echtgeldkonten mit echten Einsätzen. Ein Meister des Schwimmens (bzw. Tradens) ist man in dieser Phase aber noch lange nicht. Erst nach monate- und jahrelanger regelmäßiger Übung sitzt die Technik und kann man mit den psychologischen Ängsten und Begierden umgehen. Und nur wer's wirklich ernst meint, kann auf gute Schwimmzeiten (lies: Tradingergebnisse) hoffen.
Die Lernkurve im Trading ist die gleiche wie bei allen anderen Tätigkeiten.
Ich höre immer wieder den Einwand, dass ein guter EA doch für alle das gleiche Ergebnis erzielt. Linear gedacht ist das korrekt. Aber wir Menschen sind emotionale Wesen. Daher werden zwei Personen mit dem gleichen EA in der Regel vollkommen andere Ergebnisse erzielen.
Trading ist eine aktive Tätigkeit und hat nichts mit passivem Investieren zu tun. Sie macht Spaß, keine Frage, insbesondere mit EAs. Wenn dann noch der monetäre Erfolg in der Form dazu kommt, dass Überrenditen zu passiven Investmentmöglichkeiten entstehen, ist alles perfekt. Daher kann es sich lohnen, die notwendige Zeit, regelmäßigen Mühen und zu erfahrenden Schmerzen in diese Lernkurve zu investieren.
Aber wägen Sie dies gut ab. Denn auch 6 oder 8 oder 10 Prozent p.a. mit einem Risiko-verträglich passend ausbalancierten Portfolio aus Cash, Renten, Aktien, Immobilien und Edelmetallen (und gegebenenfalls Trading als sinnvolle Portfolio-Beimischung) bringt Sie langfristig an Ihre finanziellen Ziele.
Beste Tradingerfolge wünscht Ihnen
Cristof Ensslin von mindful FX, Ihr EA-Programmierer