Der beste Broker für Deinen Expert Advisor: Ertragsquellen für Broker verstehen
Demokonten und kleine Echtgeld-Testkonten sind schnell eröffnet. Sie geben uns eine wunderbare Gelegenheit, mehrere Broker dahingehend zu testen, welcher Broker sich für unsere als robust recherchierten und mit guter Wahrscheinlichkeit erfolgreichen EA-Setups eignet.
Warum unterscheiden sich die Angebote von Brokern? Weil sie unterschiedliche Geschäftsmodelle fahren.
Broker haben einige mögliche Verdienstquellen. Hier eine Zusammenstellung, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit stellt:
Spread: manche Broker verdienen daran, den Interbanken-Spread, zu dem sie selbst handeln, für ihre Kunden auszuweiten. Broker die am Spread verdienen, verzichten meist auf die Berechnung einer Provision.
Commission: manche Broker verlangen pro Deal eine Provision, englisch Commission genannt. Die Broker, die dies tun, verzichten oftmals darauf, am Spread zu verdienen.
Swap/Finanzierung: Auch hier gibt es einen Interbanken-Spread, zu dem die Broker die Kundenpositionen von Tag zu Tag rollen und finanzieren. Diesem wird in aller Regel ein gewisser Prozentsatz für die Kunden aufgeschlagen. Hier können sich Broker relativ stark unterscheiden, was erklärt, dass ich derzeit z.B. für EURUSD-Sell-Positionen bei Oanda (geringe) Rollover-Kosten bezahlen muss, während JFD mir eine Swap-Gutschrift auf den Deal bucht.
Übrigens: je höher der Konto-Hebel, desto höher die Swap-Kosten bzw. desto niedriger die Swap-Gutschriften. Denn ein höherer Hebel bedeutet, dass pro Deal weniger Kontokapital verwendet und somit mehr Fremdkapital genutzt wird.Gewinn-und-Verlust-Umrechnung: Wann immer wir Symbole handeln, deren Preis nicht in unserer Kontowährung ausgedrückt wird, tauscht unser Broker automatisch den realisierten Gewinn oder Verlust in Kontowährung um. Der Broker entscheidet dabei den Kurs. Manche Broker verwenden den aktuellen Bid oder Ask, während andere z.B. 0,3% oder 0,5% Spread abziehen bzw. aufschlagen.
Ein paar Beispiele für Euro als Kontowährung:EURUSD wird in USD ausgedrückt. 1 Lot und 10 Pips Gewinn (0,00100) produziert 100 USD für uns. Wie viele Euro werden uns dabei gutgeschrieben? Wird als EUR-USD-Kurs z.B. 1,10 verwendet, entstehen 90,91 EUR Gutschrift.
AUDJPY wird in JPY ausgedrückt. 1 Lot und 10 Pips Verlust (0,100) produziert 10.000 JPY zu unseren Lasten. Wie viele Euro werden unserem Kontostand abgezogen? Wird als EUR-JPY-Kurs z.B. 130,55 verwendet, entstehen 76,60 EUR Belastung.
DAX-CFD wird in EUR ausgedrückt. Jeder Gewinn oder Verlust fällt schon in Euro an. Hier findet kein Währungstausch statt.
US500-CFD wird in USD ausgedrückt. Wenn 1 Lot = 1 Index und wir machen 100 Indexpunkte Gewinn (z.B. bei 4300 gekauft und bei 4400 verkauft), entstehen 100 USD Gewinn. Wie viele Euro ist das Wert? Wird als EUR-USD-Kurs z.B. 1,1033 verwendet, erhalten wir 90,64 EUR Gutschrift.
Verzinsung des Kontostands: manche Broker verzinsen unsere Einlagen, manche nicht. Bei 0% oder gar negativen Leitzinsen entfiel diese Einnahmequelle für die Broker lange Jahre. Jetzt ist sie wieder vorhanden. Das kann Brokern gegebenenfalls ermöglichen, anderweitig günstigere Konditionen anzubieten und dennoch profitabel zu bleiben.
Dealer-Funktion: manche Broker vermitteln Trades nicht nur, sondern sind Dealing-Desk-Broker. Das heißt, dass die Kundentrades nicht direkt in den Markt weitergegeben werden, sondern zunächst ins eigene Handelsbuch fließen. Dies eröffnet die Chance, so genanntes “B-Booking” zu betreiben. Das bedeutet, dass sie Kunden in zwei Gruppen einteilen, A und B. Handelt ein A-Kunde, leiten sie den Deal an den Markt weiter bzw. hedgen ihn schnell. Denn dies sind profitabel handelnde Trader. Handelt ein B-Kunde, nehmen sie den Trade einfach auf ihr eigenes Buch, nehmen also die Gegenposition ein. Weil die meisten Kunden erwiesenermaßen im Trading Geld verlieren, verdienen solche Broker damit automatisch Geld. Das muss nicht unbedingt heißen, dass sie schlechte Broker sind. Solche Broker können (müssen aber nicht!) in hektischen Marktphasen gegebenenfalls zuverlässigere Trade-Ausführungen oder vielleicht generell engere Spreads bieten, weil sie diese Einnahmequelle haben.
Orderflow: es ist zwischenzeitlich üblich geworden, dass Broker von öffentlichen und privaten Handelsplätzen wie z.B. Börsen, Darkpools oder anderen Liquiditätsprovidern (im außerbörslichen Geschäft von beispielsweise Forex oder CFDs kann direkt mit Hedgefonds und High-Frequency-Trading-Firmen gehandelt werden) Zahlungen dafür zu erhalten, dass sie Kundenorders an einen bestimmten Markt routen. Diese Einnahmequelle macht z.B. für die führenden Broker in den USA signifikante Anteile in der Größenordnung von 15-25% am Ertragsmix aus.
Andere Dienstleistungen: Gebühren für Vermögensverwaltung oder der Ticketverkauf für Veranstaltungen wie z.B. Konferenzen oder Ausbildungsevents für Kunden können die Einkommenssituation für Broker verbessern.
Wir sehen durch diese Übersicht schnell, dass die Brokerwahl zu unserem Handelsmodell passen muss. Jeder Broker hat Vor- und Nachteile. Handeln wir wenig, spielen Spread, Commission und GuV-Umrechnung eine untergeordnete Rolle. Hält unser EA-Setup seine Deals für viele Tage, fallen die Swapkosten stärker ins Gewicht. Erhält der EA seine Signale tendenziell in hektischen Marktphasen, könnte ein Dealing-Desk-Broker mit B-Booking-Betrieb, der gleichzeitig Spreads konstanter hält, in Frage kommen.
Am leichtesten finden wir den passenden Broker dadurch, dass wir einfach mehrere parallel testen. Am Ende vergleichen wir die Ergebnisse. Das gibt uns übrigens weitere Anhaltspunkte für die Robustheit unseres EA-Setups! (Mehr Infos zum Thema Robustheit findest Du hier auf meinem Blog, z.B. im Artikel EA fertig - was jetzt? Testserien richtig gestalten, sowie sehr ausführlich in meinem Buch Mit Handelssystemen zum Börsenerfolg)
Wenn Du Fragen an mich hast, melde Dich bei mir unter ea@mindfulfx.de.
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Cristof Ensslin von mindfulfx.de